Vesak – Fest in fast unerträglichen Krisenzeiten
Das große und wichtige Vesak – Fest in Sri Lanka steht in diesem Jahr im Zeichen der Regierungskrise, begleitet von Protesten, Lebensmittel- und Medikamentenknappheit, Straßenkämpfen, tödlichen Zwischenfällen…..
In all ihren Briefen und what’s-app-Nachrichten berichten unsere Patenkinder darüber, wie sehr sie und ihre Familien von diesem Mangel betroffen sind, wie teuer alles geworden ist und dass die täglichen Mahlzeiten zahlen- und mengenmäßig reduziert werden müssen. Sie bedanken sich immer wieder für das monatliche Stipendium, das in diesen Zeiten wohl vor allem für Grundnahrungsmittel – sofern vorhanden und zu bekommen – genutzt wird.
Schulunterricht kann nur sporadisch stattfinden, Prüfungen werden immer wieder aufgeschoben. Viele der Schülerinnen und Schüler – und auch Lehrkräfte – haben keine Möglichkeit, zur Schule zu kommen, da es kein Benzin für Busse, Autos, Motorräder… gibt. Stromausfälle sind an der Tagesordnung, Medikamente gibt es kaum noch.
Ohne Strom lassen sich Ventilatoren nicht nutzen, die in den feucht-heißen Sommernächten eine kleine Erleichterung wären. (Wir gehen davon aus, dass die Klimaanlagen in den Präsidenten- und Ministerwohnungen voll umfänglich zum Einsatz kommen können!)
Wie konnte nun das so wichtige Vesak-Fest begangen werden? Weitaus eingeschränkter als sonst üblich. Festessen und Geschenke? Neue Kleidung? – Mangelware!
Also, musste man sich etwas einfallen lassen. Die drei wichtigsten Elemente in Buddhas Leben werden von gläubigen Buddhisten zelebriert: seine Geburt, seine Erleuchtung und das Erreichen des Nirvana bei seinem Tod. Dieses Fest heißt auch „Lichterfest“. Häuser werden mit Öllampen und selbst gebastelten Laternen geschmückt. Auch in den Tempeln findet man ein ausgeprägtes Lichter- und Farbenspiel. Vor allem für die Familien unserer Patenkinder, die alle – selbst in normalen Zeiten – mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben, fiel das große Fest dieses mal mehr als spärlich aus. Man stelle sich vor, wenn wir unseren Kindern erklären müssten, dass Weihnachten ausfällt, zumindest was Geschenke und Festtagsmenü betrifft und alle die Einschränkungen deutlich spüren.
Dennoch haben wir einige schöne Fotos von selbst gebastelten Laternen erhalten, so dass wohl doch die äußeren traditionellen Zeichen gesetzt werden konnten.
Eine ganze Reihe von Paten haben Extra-Spenden überwiesen, so dass wir das reguläre Stipendium dieser Patenkinder über etliche Monate erhöhen können. Generell wurde vom Freundeskreis für alle Kinder mit Blick auf den Wertverfall der Rupie im Vergleich zum Euro bereits eine Erhöhung vorgenommen. Wollen wir hoffen, dass es reicht
Die so wichtigen Euro und Dollar bleiben aus, weil keine Touristen nach Sri Lanka kommen, die in der Vergangenheit das wichtigste Standbein der Wirtschaft bildeten. Wie der Inselstaat aus der zum großen Teil auch selbst verschuldeten Wirtschaftskrise herauskommen will, ist mehr als ungewiss. Auch fahrlässige Steuersenkungen, eine nicht zu rechtfertigende expansive Geldpolitik, die wegen des Ukraine-Kriegs enorm steigenden Energiepreise,… haben Sri Lanka in die Insolvenz getrieben. Die im Inland produzierten Lebensmittel reichen nicht mehr aus, um die Bevölkerung zu versorgen. Deshalb versucht jeder, der auch nur einen Quadratmeter ( – im besten Fall ein paar mehr – ) Boden rund um sein Haus oder seine Hütte hat, selbst etwas anzubauen, das für die Ernährung der Familie genutzt werden kann.