Endspurt: Kampf um sauberes Wasser – Freude an der neuen TT-Platte
Zwei Tage bleiben noch, um alles zu erledigen, was noch ansteht. Vor allem wollte ich noch einige der neuen Patenkinder zu Hause besuchen. Der Englischlehrer Wasantha hat die Erlaubnis, mich zu begleiten, denn ohne seine Übersetzungshilfe wäre ich doch auf verlorenem Posten. Ein Schreibtisch muss noch gekauft werden für ein Patenkind, ein paar Vorhänge für Bibliothek und das Erdgeschoss darunter, um Wind und Staub draußen zu lassen. Die Tischtennisplatte, gesponsert durch Spenden anlässlich des Geburtstags unseres Mitglieds Martin Klein, ist geliefert worden, muss aufgestellt und „ausprobiert“ werden.
Dann also mal los. Die beiden Besuche, die wir am Vormittag schaffen, haben es in sich. Ich habe schon viel Armut und schwierige Lebensbedingungen hier mitbekommen, aber die beiden Fälle von heute Morgen sind schon heftig. Die Fischerfamilie kämpft am Existenzminimum. Es gibt zwar ein festes Häuschen, aber so gut wie keine Möbel. Im Schlafzimmer steht ein altes Bett, in dem vier Mädchen im Alter von 4 bis 14 Jahren schlafen, die Mutter schläft mit dem einjährigen Baby auf einer Unterlage auf dem Fußboden. Der Vater ist kaum da und ist für die Familie keine große Hilfe. In der direkten Nachbarschaft leben eine Tante und drei Onkel, alle von Krankheit gezeichnet und arbeitslos. Nur die Tante mit einem zerschundenen Fuß und Bein (das wohl nie ärztlich behandelt wurde) versucht, alle durch einen kleinen Job über Wasser zu halten. Stichwort „Wasser“. Das ist hier Mangelware bis gar nicht vorhanden. Der nächste Zugang zu einer Wasserleitung ist ca. 500 m entfernt. Eine Leitung über unwegsames Gelände bis an die Behausung zu legen, würde umgerechnet ca. 170 € kosten, eine Summe, die niemals aufgebracht werden kann. Also wird Wasser aus einem auch nicht gerade nahe gelegenen Brunnen geschöpft, über dessen hygienischen Zustände ich gar nicht spekulieren möchte. Ich fahre mit dem Lehrer, den zwei ältesten Mädchen (13 und 8 Jahre alt) und einem Onkel zu der zuständigen Wasserbehörde und verhandle. Das Geld übergebe ich dem Lehrer zu treuen Händen, der die Verlegung der Wasserrohre bis zum Haus in den nächsten Wochen überwachen und die Zahlung veranlassen wird. Ich bin überzeugt, dass meine einsame Entscheidung vom Vorstand mitgetragen wird. Vielleicht ergibt sich ja auch nach diesem Bericht noch eine für diesen Zweck gebundene Spende. Es geht einfach nur um sauberes Wasser!
Auch der zweite Besuch lässt mich nicht unberührt. Ein einfaches altes Häuschen, eine Art Verschlag als Tür, die nicht abzuschließen ist und nur das Notwendigste wie ein Tisch und ein paar Plastikstühle. Ein paar Kleidungsstücke liegen dort gestapelt, weil es keinen Schrank gibt. Unser Patenkind Yasmi freut sich so sehr über die Briefkarte ihrer Patin, die der Englischlehrer ihr ins Singhalesische übersetzt. Die beiden Fotos, die die Dame mit ihren beiden erwachsenen Töchtern hier in Deutschland zeigen, lässt sie nicht mehr los. Ein paar Stifte, ein Kärtchen mit glänzenden Stickern und ein kleiner Extrabetrag neben der jetzt im Januar begonnenen Patenschaft, sind wie ein Rettungsanker. Ich sehe all das für eine gute halbe Stunde, für die kleine Familie ist es ihr ganzes Leben. Selbst der einheimische Lehrer ist auf der Fahrt zurück zur Schule merkwürdig still und findet – irgendwann dann doch – nur traurige Worte des Bedauerns und Mitleids. Er will mit der Klassenlehrerin sprechen und für das Mädchen bei ihr besondere Fürsorge erbitten.
Erfreulicher geht es am Anuracollege an der Stelle zu, wo die neue Tischtennisplatte aufgebaut wird. Zwar bin ich da auch nicht der Profi, aber der Zusammenbau klappt mit vereinten Kräften. Und nun: Schläger sind da und Bälle auch, aber niemand, der schon mal gespielt hat – außer mir, und das dürfte etwa 30 Jahre her sein. Also, los! Es klappt noch, und langsam kann ich als „Einäugige unter den Blinden“ das einfachste Regelwerk weitergeben, auch wenn es bei Lehrern und Schülern noch nicht klappt, den Ball nur je einmal auf einer Plattenhälfte aufsetzen zu lassen. Aber sie haben Blut geleckt und sind ganz wild darauf, zu spielen, zu lernen….und haben riesigen Spaß dabei. Ich bin sicher, dass sie sich um das Regelwerk bemühen (irgendjemand wird es im Internet finden) und mich bei meinem nächsten Besuch mit ihren sportlichen Fortschritten überraschen werden.
Letzte Gespräche mit dem Bauleiter, der bis Anfang März die neue kleine Vorschule fertiggestellt haben will. (s. Beitrag vom 28. 1. 2016) Ich bezahle ihm die erste Rate. Auch einen Namen hat man in der Schule schon für den kleinen Neubau gefunden. Als ich letzte Woche in einem anderen Zusammenhang davon erzählte, dass wir seit letztem Jahr eine Schirmherrin für unseren Freundeskreis gefunden haben und dass es sich dabei um die Fürstin zu Wied handelt, die unsere Arbeit äußerst wertschätzt und mit großem Interesse begleitet, löste die Bezeichnung „Princess of (Neu-)Wied“ eine große Begeisterung aus. Was liegt also näher, ihren wohlklingenden Namen für diese neue Einrichtung für die Jüngsten zu verwenden? Eine entsprechende Anfrage per Email war schnell, unkompliziert, mit Freude und Zustimmung beantwortet. So wird also hoffentlich bald die PSPS am Anura College Fahrt aufnehmen können, die „Princess Sophie Pre School“. Wir freuen uns über diese Entscheidung und wünschen den Jüngsten am Anura College einen guten Start im Bugwasser dieses fürstlichen Namens.