Neues Projekt: Rohana Special School

Zwei Internate hat der Freundeskreis bereits gebaut, eines 2006/2007 am Rahula College für Jungen (80 Plätze) und das andere 2008 am Sujatha College für Mädchen (60 Plätze). Nun bekommt die Schule für Taubstumme, Blinde und geistig behinderte Schülerinnen und Schüler ein zweistöckiges Gebäude mit sechs neuen Klassenräumen und einem großen Gemeinschaftsraum. Die Schule, die ausschließlich durch Spendengelder finanziert wird, leidet unter Raumnot, teilt große Klassenräume für bis zu sechs kleine Lerngruppen auf und bezieht auch Treppenabsätze und Podeste für Kleingruppen ein.
Hier zeigt sich eine absolute Ausnahmeschule, mit Hingabe und Sachverstand geführt, die einer Gruppe besonders benachteiligter Kinder und Jugendlichen die Chance gibt, durch eine Erziehung und Ausbildung, die ihre Behinderung in allen Bereichen berücksichtigt, ihr jetziges und gewiss auch späteres Leben zu meistern. Der Freundeskreis Neuwied-Matara und seine großzügigen Spender können dazu einen großen, befriedigenden Beitrag leisten. Zu diesen Spendern gehört auch das Land Rheinland-Pfalz, mit dessen Beitrag mobile Trennwände für die größeren Klassenräume angeschafft werden, die im Unterricht mit Taubstummen für Sichtschutz sorgen und variabel einzusetzen sind.
Die Arbeit und die Betreuung an den beiden anderen Schulen wurden jedoch noch nicht abgeschlossen. Am Rahula College sind für die Jungen, von denen eine große Zahl nicht den Oberstufenabschluss mit der Zulassung für ein Studium machen wird, zwei große Werkräume entstanden, in denen Werksunterricht (mit dem Ziel einer Ausbildung für das Holz- und Metallverarbeitendes Gewerbe) nicht wie bisher nur theoretisch, sondern auch praktisch erteilt werden kann. Neben dem Gebäude hat der Freundeskreis vor Ort fünf große Werkbänke anfertigen lassen und eine Reihe der wichtigsten Werkzeuge geordert, die im Oktober übergeben werden können.
Des Weiteren wurde nach der „Investition in Beton“ auch die „Investition in Köpfe“ umgesetzt. D. h. je drei Schüler beider Colleges aus wirtschaftlich ärmlichsten Verhältnissen, die nach den landesweiten Zulassungstests (in Klasse 5) hervorragend abgeschnitten haben, erhalten finanzielle Unterstützung. Zwar erhalten sie ein Stipendium vom Staat, welches die Schulkosten deckt, aber sie würden die guten Schulen in Matara wegen ihres abgelegenen Wohnortes nie besuchen, denn die Familien könnten die Internatsunterbringung nicht finanzieren (ca. 25 € pro Monat). Für diese drei Schüler und drei Schülerinnen übernimmt der Freundeskreis die anfallenden Kosten für Unterkunft und Verpflegung in den neuen Internaten. Frau Pinger konnte den sechs Schülern und ihren Familien das Geld für das nächste Quartal persönlich überreichen.
Mancher Leser wird sich die Frage stellen, wie diese Projekte nach theoretischer Planung hier in Neuwied sachgemäß, sinnvoll und erfolgreich im fernen Matara umgesetzt werden können. Dies ist in erster Linie Herrn Sagara Abegunewardene zu verdanken, der – obwohl er schon sehr lange deutscher Staatsbürger ist – auch Singhalese geblieben ist und die Infrastruktur, die Sprache und die Mentalität seiner Landsleute hervorragend kennt. Er kann deutlich machen, dass Gelder nur fließen, wenn korrekt und termingerecht gearbeitet wird. Als Diplom Bauingenieur und Lehrer für Mathematik und Physik ist er bei allen Projekten der wichtigste Experte, der jährlich drei bis vier Mal nach Sri Lanka reist und nach dem Rechten sieht.
IMG_3418Seit einigen Wochen gibt es sogar ein Büro in Matara in der Nähe der beiden Colleges. Herr Navaratne, ein pensionierter Familienrichter, der die Arbeit der Neuwieder schon lange schätzt und unterstützt, ist wöchentlich vier Tage vor Ort. Er hat einen Blick auf die Projekte des Freundeskreises an den Schulen, unterhält den Kontakt zu den Kindern und Eltern in den Förderprojekten, steht in regelmäßigem Kontakt zu Geschäftsführer Sagara Abegunewardene und erstattet Bericht.
Auch viele andere Freundeskreismitglieder leisten ihre Unterstützung nicht nur auf Distanz und reisen mehr oder weniger regelmäßig (aber immer und ausschließlich auf eigene Kosten) zu der Insel im Indischen Ozean. So ist die Schulleiterin des Neuwieder Werner Heisenberg Gymnasiums, Edeltrud Pinger, seit 2005 jeden Sommer in Matara, besucht die Schulen, betreut den Briefaustausch, der seit einigen Jahren mehr oder weniger regelmäßig zwischen ihren Schülern und denen an den srilankischen Schulen besteht, transportiert Briefe und kleine Geschenke für die jeweiligen Partner hin und her und hält Kontakt zu singhalesischen Kollegen.
Seit dem letzten Jahr hat sie eine weitere Aufgabe übernommen, nämlich regelmäßigen Deutschunterricht für das Personal des „Koggala-Beach“, ein Hotel, in dem sie und die anderen Sri Lanka Reisenden aus Neuwied wohnen. „Nach dem Tsunami und in den Wirren des Bürgerkriegs zwischen Singhalesen und Tamilen, hat Sri Lanka seine Anziehungskraft als wunderschönes Urlaubsland zu weiten Teilen eingebüßt,“ berichtet Edeltrud Pinger, „aber  jetzt, nach deutlich sichtbarer Aufbauarbeit durch eigene, aber auch durch internationale Unterstützung, könnte der Tourismus wieder Fuß fassen. Mit Englisch kommt man in Sri Lanka zurecht. Aber die jungen Leute im Hotelservice sind lernwillig, wissbegierig, sehen es als Chance, eine weitere Fremdsprache zu lernen, die sie bei ihrer Arbeit anwenden und trainieren können – und dann kommt auch in den Ferien ‚der Lehrer’ bei mir durch.“
Jeden Nachmittag, solange sie dort ist – außer am Sonntag –, wird statt Mittagspause zwischen „Lunch und Dinner-Service“ zwei Stunden lang Deutsch gebüffelt, zunächst ein phonetisches und grammatisches Grundgerüst, dann ganzheitliche Dialoge personen- und situationsbezogen: an der Rezeption, im Restaurant, beim Zimmerservice. Das Zertifikat, das die 20 jungen Leute auch in diesem Jahr von Edeltrud Pinger erhielten, kommt nicht aus einem Fremdspracheninstitut, hat aber dennoch für ihre Schüler einen hohen Stellenwert und steht für Anerkennung und Wertschätzung.
Für deutsche Reisende, die bald einmal das Koggala-Beach Hotel an der Südküste des ehemaligen Ceylons besuchen, könnte es eine angenehme Überraschung sein, vom singhalesischen Kellner am Tisch zu hören: „Darf ich nachschenken, mein Herr?“
Der Freundeskreis Neuwied-Matara freut sich über neue Interessenten und Mitglieder, über Ideen und Spenden und lädt ein, die Internetseite des Vereins unter www.tsunami-kinder-matara.de zu besuchen.